Durch Zwang Mitglied

Die Frage, ob ich in der evangelischen Kirche bleibe, stellt sich mir gar nicht. Als wissenschaftlich denkender Mensch habe ich Religionen, Religionsunterricht, Zwangsindoktrinationen, Zusammenwirken von Staat und Kirche, das Ablehnen von Menschenrechten durch die Religionen und die Finanzierung religiöser Spaßobjekte schon immer abgelehnt. Kinder sollten erst ab 18 formell in Religionsgemeinschaften eintreten dürfen. Ich musste 35 Euro für den Austritt aus einer Konfessionsgemeinschaft zahlen, deren Mitglied ich nie sein wollte. Ich musste mich in Religionsunterricht setzen und mir von Religionslehrern realitätsfremd das Leben erzählen lassen. Wie kann man seinen Kindern so etwas nur antun? Auch Kinder haben das Recht religionsfrei aufzuwachsen. Wer in 2000 Jahren kein einziges Mal beweisen konnte, dass ein übernatürliches Wesen existiert, sollte keine Beachtung erhalten.

Ich bin exakt an meinem 18. Geburtstag ausgetreten. Obwohl meine Eltern es rational nicht verstehen konnten, war es die beste Entscheidung meines Lebens.

Nicht so schlimm

Es war ein sonniger Sommertag 1980 und ich hatte Langeweile in der großen Pause der 12. Klasse. Also fuhr ich rasch mit dem Rad zum Rathaus und fragte beim Bürgerbüro, wo ich denn mal eben aus der Kirche austreten könnte.
“Standesamt!”

Ich da angeklopft. “Herein!”
Ein älterer, freundlicher Herr qualmte das Standesamt mit seiner Pfeife zu und bat mich, Platz zu nehmen. “Was kann ich für Sie tun?”
Ich so: “Ich möchte aus der Kirche austreten.”
Er so: “Aha – katholisch oder evangelisch?”
Ich: “Evangelisch.”
Er: “Na, dann is’ es ja nicht so schlimm.”

Die Prozedur war kurz, schmerzlos und mündete in einem A5-Ausdruck, der mir meine geistige Freiheit ab sofort bescheinigte. Dafür wollte er 20 DM haben.

Ich so: “Was? Geht’s noch?!? Dafür bezahl’ ich doch nicht noch. – Schönen Tag noch, ich muss wieder zum Gymnasium.”

Er so: “Jo.”

Endlich

Als Sozialarbeiter ist man hier nahezu gezwungen, Kirchenmitglied zu sein, nicht als Christ gemeldet zu sein, kommt fast einem Berufsverbot gleich. Gegen Ende meiner Berufszeit konnte ich mich dann endlich befreien. Das tut gut. – Aber vorher habe ich viele Tausend Euro an diese Organisation abgetreten. Das schmerzt.

Austritt erst nach dem Tod der Eltern

Ich bin katholisch getauft worden und habe das ganze Theater mitgemacht: Kommunion, Firmung, kirchliche Jugendfreizeit, Religionsunterricht, Katholikentagsbesuch. Erste Zweifel an der Existenz eines Gottes, kamen in der Teenager-Zeit, konkret wurde das Ganze erst nach dem meine Eltern verstorben waren. Die hätten das nicht verstanden. Der Austritt selbst war ein unspektakulärer Behördenakt. Die Formulare lagen bereits griffbereit in einem Regal im Flur des Standesamtes. Einfach ausfüllen, zusammen mit dem Ausweis abgeben, paar Minuten warten, dann Bescheinigung erhalten, fertig. Ich hatte mal gehört, dass man bei Austritt vom Pfarrer zu einem Gespräch geladen wird. Jedoch passierte nichts. Auf ein solches Gespräch hätte ich mich sowieso nicht eingelassen. Die Gebühr halte ich allerdings für eine Unverschämtheit, denn der Aufwand ist nicht größer als bei einer Ummeldung des Wohnsitzes und die kostet auch nichts.

Nie wieder Bayern

Ich habe mich in der Pubertät von den Inhalten der evangelischen Glaubenslehre abgewendet. Das Beharren auf der Jungfrauengeburt und dem Leben nach dem Tod erschienen mir wahnhaft. Ich traute mich aber erst nach meinem Wegzug aus Bayern auszutreten. Das war ein kurzer Akt auf dem Amtsgericht. Meinen Eltern habe ich es nie gesagt. Dass ich nicht gläubig bin, wissen sie aber.

Das war völlig undramatisch.

Ich bin vor Jahrzehnten, mein Gott, wann war das, aus der Kirche ausgetreten. Ich glaube, es muss Ende der 80er gewesen sein. Das war unspektakulär, ein Gang zum Einwohnermelderamt der norddeutschen Kleinstadt, ein ausgefülltes Formular. Hat es Geld gekostet? Weiß ich nicht mehr. Eine Bescheinigung habe ich auch erhalten aber längst verloren. Die Kirche hat mich nicht mehr belästigt.

Das war eigentlich eigentlich alles für mich.

Wenn man nicht an Götter glaubt…

Jahrelang hatte ich bereits diesen Gedanken. Ich hatte bereits lange vorher aufgehört, an Götter zu glauben, zahlte aber immer noch Kirchensteuer, da beim hiesigen Finanzamt hinterlegt war, dass ich dem evangelisch-lutherischen Glauben angehörte.
Nun, 2005 war es dann soweit. Ich beschloss, meinen Atheismus und Antitheismus nun auch endlich durch den Austritt aus dieser Gemeinschaft, der ich ohnehin nicht angehörte, zu unterstreichen.
So begab ich mich zum Einwohnermeldeamt und brachte dem Sachbearbeiter mein Anliegen vor. Er tippte meine Daten in seinen Computer, legte mir einen Zettel vor, den ich unterschreiben musste und kassierte 25 Euro Bearbeitungsgebühr. Das war’s.
Seitdem zahle ich keine Kirchensteuer mehr und bin froh, diesen Entschluss gefasst und umgesetzt zu haben.

Kirchenaustritt? Okay, einmal 31 Euro, bitte! Zettel bitte aufbewahren! Auf wiedersehen!

Wie die meisten Leute war ich seit der Taufe formell Kirchenmitglied. Meine Familie war nie übermäßig religiös, aber man machte das halt so. Ich wurde dann sogar noch konfirmiert, damals war ich noch nicht sicher, ob Glaube tatsächlich etwas für mich sein könnte. Über die nächsten Jahre ist mir aber zunehmend klarer geworden, dass ich an Götter einfach nicht glauben kann, und das mir ohne Glaube und Spiritualität auch persönlich nichts im Leben fehlt. Das ich auch zunehmend mehr Kritik an vielen Dingen hatte, die die Kirche betraf, kam auch noch hinzu. Der Nicht-Glaube hätte mir aber allein schon ausgereicht, um aus der Kirche auszutreten, was ich mit 20 dann auch gemacht habe.

So einen Kirchenaustritt stellt man sich erstmal etwa so vor, dass man die Kirchenpforte aufstößt… in Scheinwerferlicht gebadet, im Hintergrund fliegen Tauben durchs Bild… Richtung Altar zeigt und dem Pfarrer ein “Es reicht mit euren leeren Versprechungen, Pater! Ich trete aus!!!” entgegenschmettert, der dann vielleicht mit einem “Dafür wirst du in der Hölle schmoren, Ungläubiger!” kontert.
Aber dann stellt man fest, dass man ja im bürokratischen Deutschland ist und einen Kirchenaustritt natürlich auf dem Amt vollzieht. Im Fall von Hamburg auf dem Standesamt. Dort reagiert der Sachbearbeiter eher mit dem Ausdruck einer entsprechenden DINA4-Seite, die unterschrieben, abgestempelt, und mit 31 Euro berechnet wird.

Diesen Zettel übrigens gut aufbewahren. Den muss man nämlich noch selbst beim Finanzamt vorzeigen, wenn man dann auch tatsächlich keine Kirchensteuer bezahlen will.

Austritt in 10 Minuten

Ich habe nie wirklich geglaubt, wurde aber durch meine Eltern in die Kirche gedrängt. Deshalb:

Austritt 2005, Land Brandenburg, Uckermark, Amtsgericht Schwedt. Austritt kosten- und begründungslos in einem Satz plus Unterschrift und Ausweisvorlage erklärt. Das ganze hat keine zehn Minuten gedauert.

Achtung, die Austrittsbescheinigung die dann mit der Post kommt, sorgfältig aufheben! Das Finanzamt in Berlin und Brandenburg ist berüchtigt, die einmal eingereichte Austrittsbescheinigung nach Jahren zu vergessen! Immer brav eine Kopie der Steuererklärung beifügen.

Und etwa fünf Wochen später kam ein langer verbitterter Bettelbrief vom Herrn Pastor, wie entsetzt und enttäuscht er doch wäre und das mir Wiedereintritt aber jederzeit freistünde. Der ist leider im Papierkram verschollen.?

War einfach

Das formale Prozedere des Austritts war super einfach. Nur die Familie konnte den Schritt nie nachvollziehen.

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