Kirchenaustritt? Okay, einmal 31 Euro, bitte! Zettel bitte aufbewahren! Auf wiedersehen!

Wie die meisten Leute war ich seit der Taufe formell Kirchenmitglied. Meine Familie war nie übermäßig religiös, aber man machte das halt so. Ich wurde dann sogar noch konfirmiert, damals war ich noch nicht sicher, ob Glaube tatsächlich etwas für mich sein könnte. Über die nächsten Jahre ist mir aber zunehmend klarer geworden, dass ich an Götter einfach nicht glauben kann, und das mir ohne Glaube und Spiritualität auch persönlich nichts im Leben fehlt. Das ich auch zunehmend mehr Kritik an vielen Dingen hatte, die die Kirche betraf, kam auch noch hinzu. Der Nicht-Glaube hätte mir aber allein schon ausgereicht, um aus der Kirche auszutreten, was ich mit 20 dann auch gemacht habe.

So einen Kirchenaustritt stellt man sich erstmal etwa so vor, dass man die Kirchenpforte aufstößt… in Scheinwerferlicht gebadet, im Hintergrund fliegen Tauben durchs Bild… Richtung Altar zeigt und dem Pfarrer ein “Es reicht mit euren leeren Versprechungen, Pater! Ich trete aus!!!” entgegenschmettert, der dann vielleicht mit einem “Dafür wirst du in der Hölle schmoren, Ungläubiger!” kontert.
Aber dann stellt man fest, dass man ja im bürokratischen Deutschland ist und einen Kirchenaustritt natürlich auf dem Amt vollzieht. Im Fall von Hamburg auf dem Standesamt. Dort reagiert der Sachbearbeiter eher mit dem Ausdruck einer entsprechenden DINA4-Seite, die unterschrieben, abgestempelt, und mit 31 Euro berechnet wird.

Diesen Zettel übrigens gut aufbewahren. Den muss man nämlich noch selbst beim Finanzamt vorzeigen, wenn man dann auch tatsächlich keine Kirchensteuer bezahlen will.

Philipp Hebel
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